Der Spielgeräte-Frühjahrscheck


 

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Da Holz je nach Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit arbeitet, können besonders während der Wintermonate an Kinderspielgeräten gefährliche Schäden entstehen. Um Verletzungen zu vermeiden, empfiehlt es sich, Kinderspielgeräte einer ausführlichen Frühjahrsinspektion zu unterziehen. Hier erfährst du, was es dabei zu beachten gilt, damit deine Kinder sicher spielen, toben und klettern können.

Wie geht man beim Frühjahrscheck vor?

Die Überprüfung deiner Kinderspielgeräte sollte jeden Frühling vor dem ersten Spielen stattfinden. Als Orientierung dient hier DIN EN 1176-7, eine Richtlinie, die für öffentliche Spielplätze visuelle und operative Inspektionen vorschreibt.

Messgeräte wie Wasserwaage und Maßband helfen dir, Schäden zu entdecken. Auf einem Notizblock kannst du alle Gefahren dokumentieren, um sicherzustellen, dass du bei der Reparatur nachher nichts vergisst.

Die visuelle Inspektion

Bei der visuellen Überprüfung sichtest du das Gerät zunächst von Weitem und nimmst es dann detailliert in Augenschein:

  • Umrunde das Gerät, um den richtigen Stand zu überprüfen
  • Untersuche Untergrund und Umgebung
  • Prüfe Holzgerüst und Verbindungen
  • Inspiziere montierte Spielgeräte wie Schaukelsitze und Rutschen

Viele gefährliche Schäden können noch vor der operativen Inspektion entdeckt werden. Steht das Spielgerät schief? Finden sich Anzeichen von Pilzbefall auf dem Holz oder Risse im Betonfundament? All das notierst du auf einem Notizblock für die spätere Reparatur.

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Die operative Inspektion

Nach der Sichtprüfung müssen die Geräte auf ihre Belastbarkeit hin getestet werden. Dabei überprüft man zunächst mit der sogenannten Rüttelprobe den Stand der Gesamtkonstruktion. Hierfür zieht man z. B. ruckartig an den Verankerungen oder rüttelt an den Standpfosten. Auf diese Weise gehst du danach auch bei Schaukelseilen, Rutschen oder Klettergriffen vor. Notiere nicht nur, welche Teile locker sitzen, sondern auch, wo die Befestigung gelockert ist.

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Kinderspielgeräte sind nicht auf das Gewicht von Erwachsenen ausgelegt. Gehe deswegen bei der operativen Inspektion behutsam vor.

Welche Schäden sind zu erwarten?

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Bei der Frühjahrsinspektion unterscheidet man zwischen drei Arten von Schäden:

  • ungefährliche Schäden
  • direkte Gefahren
  • indirekte Gefahren

Ungefährliche Schäden wie Verschmutzungen stellen kein Risiko beim Spielen dar. Direkte Gefahren wie hervorstehende Schrauben gefährden spielende Kinder unmittelbar und sind leicht zu erkennen. Indirekte Gefahren wie Pilzbefall bedeuten hingegen ein mittelbares Risiko – denn oft sind sie nicht sofort erkennbar und können sich so mit der Zeit verschlimmern.

Absplitterungen

Holzabsplitterungen sind eine direkte Gefahr, die an allen Holzflächen auftreten kann. Um zu verhindern, dass Kinder beim Spielen in abstehende Splitter greifen, sollten diese mit einem Messer abgeschnitten und die betroffenen Stellen glattgeschliffen werden. Anschließend muss die abgeschliffene Stelle noch mit einem Holzschutzmittel nachbearbeitet werden. Dabei solltest du unbedingt darauf achten, dass das verwendete Mittel für den Hautkontakt mit Kindern geeignet ist.

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Trage bei Schleifarbeiten immer eine Atemmaske, um keinen Staub einzuatmen.

Hervorstehende oder verrostete Schrauben

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Auch dieses Schadensbild stellt eine direkte Gefahr dar. Stehen Schrauben an Verbindungsstellen hervor, können spielende Kinder in sie hineingreifen und -fallen. Herausstehende Schrauben müssen so weit eingedreht werden, dass die Schraubköpfe vollständig im Holz versenkt sind. Starker Rost macht Schrauben wiederum brüchig und bringt die Statik der Gesamtkonstruktion aus dem Gleichgewicht. Rostige Schrauben müssen daher ausgetauscht werden.

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Fette beim Frühjahrscheck auch unbeschädigte Schrauben vorsorglich ein, um ihren Rostschutz zu erneuern.

Ecken und Kanten

Kanten und Ecken an Kinderspielgeräten werden grundsätzlich abgerundet oder verkleidet. Durch Beschädigungen an den Verkleidungen oder Materialabrieb können sie allerdings mit der Zeit scharfkantig werden – eine direkte Gefahr, denn das Festhalten an Handläufen oder das Anstoßen an den Pfosten kann dann zu Schnittverletzungen führen. Solche Schäden werden am besten mit konstruktiven Holzschutzmaßnahmen wie neuen abgerundeten Verkleidungen oder durch Abschleifen der spitzen Kanten behoben. Entscheidest du dich für das Abschleifen, solltest du daran denken, hinterher wieder ein kinderverträgliches Holzschutzmittel aufzutragen.

Stolperfallen

Im Bodenbereich bilden freigelegte Verankerungen oder verschobene Balken direkte Stolpergefahren. Wurde etwa mit der Zeit die Erdschicht im Bereich der Bodenanker abgetragen, können sich hier Kinderfüße verfangen. Wenn Fallschutzmatten Wölbungen aufweisen, müssen sie nachjustiert und neu befestigt werden. Hervorstehende Querbalken oder Pfosten deuten meist auf gerissene Schrauben oder geweitete Bohrlöcher hin. Um dies zu beheben, stellt man die Gesamtkonstruktion wieder waagerecht auf, stützt sie mit Balken sowie Seilen ab und führt erst dann die Reparaturen aus. So stellt man sicher, dass nach dem Vorgang nicht die Statik beeinträchtigt ist.

Fangstellen

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Geländer und Leitern sind typische Elemente, an denen sogenannte Fangstellen entstehen können. Betroffen sind vor allem Stelzenhäuser, Spielhäuser und andere Spielgeräte, bei denen 11 bis 23 Zentimeter große Öffnungen entstehen können, in denen sich Kinder mit den Gliedmaßen oder dem Kopf verfangen können. Bei abgebrochenen oder verschobenen Geländerstangen und Leitersprossen misst man erst nach, ob die entstandenen Öffnungen diesen Größen entsprechen. Ist das der Fall, müssen die Fangstellen behoben werden, indem entweder gebrochene Bauteile ersetzt oder die Öffnungen mit Holzplatten permanent abgedeckt werden.

Quetschungs- und Scherungsgefahren

Verbindende Elemente, Verschraubungen und Bohrlöcher können sich durch die mechanischen Einwirkungen beim Spielen lockern oder weiten. Dadurch kann es etwa zwischen miteinander verbundenen Balken, aber auch an den Verbindungen von Gerüst und Rutsche oder an den Manschetten von Schaukelhaken zu ineinandergreifenden Bewegungen kommen. Diese stellen eine direkte Quetsch- oder Schergefahr dar. Behoben werden kann diese Gefahr, indem man die entsprechenden Verbindungsschrauben nachzieht. Haben sich allerdings die Bohrlöcher geweitet, müssen entweder neue Bohrungen gesetzt oder Dübel verwendet werden.

Sicherheitsabstand und Bodendämpfung

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Nach dem Winter kann es sein, dass der nach DIN EN 1176 definierte Sicherheitsabstand oder die Dämpfung der Aufprallfläche nicht mehr gewährleistet sind. Das bedeutet, dass du in dem Umkreis, der in der Aufbauanleitung deines Spielgeräts definiert wird, gefährliche Objekte entfernen und die Beschaffenheit des Bodens überprüfen musst. Wenn beispielsweise eine dämpfende Sandschicht mit der Zeit weggespielt wurde, Fallschutzmatten verrutscht sind oder der Rasen über den Winter eingegangen ist, muss die Aufprallfläche erneuert werden.

Morsches Holz und Pilzbefall 

Holz, Seil

Überall dort, wo die Versiegelung des Holzes beschädigt ist oder sich Regenwasser und Schnee stauen können, besteht eine indirekte Gefahr durch Pilzbefall oder morsches Holz – von außen durch den Bewuchs beziehungsweise durch eine bröselige oder weiche Konsistenz des Holzes erkennbar. Die Gefahren liegen hier nicht nur in der Schwächung der Statik, sondern auch in der gesundheitlichen Auswirkung von Pilzbefall. Zum Beheben dieser Gefahren tauschst du am besten die betroffenen Holzteile aus.

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Um Schäden durch Feuchtigkeit vorzubeugen, kannst du auch auf konstruktiven Holzschutz zurückgreifen und beispielsweise ein Dach über das Spielgerät bauen.

Materialabrieb

Stetige Benutzung erhöht die indirekte Gefahr durch Materialabrieb. Plastikrutschen können mit der Zeit dünnwandiger werden und die Kettenglieder der Schaukeln Metallabrieb aufweisen. Das kann dazu führen, dass das Material beim Spielen plötzlich bricht. Vorbeugend müssen die betroffenen Bauteile rechtzeitig ersetzt werden, denn Materialabrieb ist in der Regel nicht reparabel.

Die richtige Zeit für die Inspektion

Nach der Frühjahrsinspektion können deine Kinder das Spielgerät wieder sicher verwenden – doch um ganz sicher zu gehen, empfehlen wir auch zwischendurch Inspektionen. Hierbei sollte man sich nach DIN EN 1176-7 richten, die auf öffentlichen Spielplätzen mindestens eine visuelle Inspektion pro Woche und zusätzlich eine operative Inspektion alle ein bis drei Monate vorsieht.